13
Apr
2009

дача

So ein riesengroßer Garten ist etwas wunderbares. Wenn es dann noch eine Datscha gibt mit dem verheißungsvollen Attribut 'Seezugang' und eine österliche Sonne sommerlich scheint, dann muss man im Kalendarium mit gespitzem Bleistift fein säuberlich notieren: "Ostern 2009. Schön."

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Die Datscha, ein DDR-Serienmodell mit einem figurlosem Tympanon und einer Terrasse, erfüllt alle Sehnsüchte nach Behausung in der Natur oberhalb des Zeltes. Ziemlich weit oberhalb des Zeltes natürlich. Es gibt hier Bücherschränke, Merian-artige Drucke an den Holzwänden, Tineff und Kram, keine militärische Ordnung wie auf einem Segelboot, sondern eine geräumige Gemütlichlichkeit.
Man bekommt augenblicklich eine Fantasie vom geglückten Leben.

Ich fotografiere wie sich der Verleger, der Literaturredakteur, die Lektorin und der Schriftsteller auf dem Steg lümmeln. Später grämt es mich ein wenig, dass ich mir nicht mehr Mühe gegeben habe. Nur so ein Schnappschuß, die Seekante kippt und ein wenig verwackelt ist das Ganze außerdem. Die Nachlass-Sammlung fängt doch in jungen Jahren an. Und eines Tages wird dieses Bild leider nicht in der Biographie abgedruckt aufgrund seiner offenkundigen Mängel.

Ich schlüpfe aus dem Röckchen in die Jeans und möchte meine Hände in die Erde graben. Aber es geht erst einmal hinauf aufs Wasser. Ein traumhafter See, nicht allzu groß, aber groß genug für kleine Expeditionen. Die Uferseite ist so ansehnlich, dass man sie wie ein flämischer Maler auf Leinwand bannen möchte. Ich steuere den Redakteur und die Lektorin gemütlich durch den See, der Chauffeur treibt Sport im Kajak.

Abends grillen wir Lamm-Filet. Schamlippenzart. Man sagt dann immer, etwas schmecke wie ein Gedicht. Aber welches?

Klar, man redet übers Business, aber nicht nur. Man sucht die Pointe. Man möchte schließlich lachen und sich nicht im Diskurs verkrampfen. Das gelingt.
Dann geht der Mond rot auf "wie ein blutig Eisen" (Woyzeck). Als er höher steht schimmert er silbrig im Wasser.

Am nächsten Tag sehen wir den ersten Zitronenfalter und das erste Tagpfauenauge des Jahres.

Der Gastgeber fährt uns noch zu einer Straußenfarm, und mit Straußenfleisch kehren wir heim in die Stadt, wo es zu einem neuerlichen kulinarischen Exzess kommt. Wir braten das superzarte Straußenfleisch ziemlich rare und einverleiben es uns gemäß des Züchter-Tipps mit nur nur wenig Salz und Pfeffer. Unvergleichlich.
An alle Carnivore: Strauß gilt als Heil-Fleisch, es ist außergewöhnlich schmackhaft, und man braucht es sich nicht mehr aus fernen Ländern teuer und unökologisch einfliegen zu lassen. Unterstützt vielmehr die heimische Straußenzucht!

Nach soviel gutem Fleisch und Wein habe ich die letzten zwei Tage praktisch nur geschlafen.

Ab morgen ziehe ich wieder in die Schlacht. Um Wohnung, Job und Lebensglück.

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books and more - 13. Apr, 20:26

Zurück in die Schlacht, Kirschblüten auf den zarten Schulterblechen der Rüstung! Siegreich & glückend!

Anousch O. - 13. Apr, 22:48

Sie hören von ferne eine Dankes-Fanfare!
Ich muss noch das Rüstzeug polieren.
Aurisa - 14. Apr, 17:52

Wohlan zu den Waffen, frisch in's Horn gestoßen und die Fahne geschwenkt ;)!
Anousch O. - 14. Apr, 17:58

Auf dem Gaul Galopp zu neuen Höhepunkten Zielen reitend.
Rationalstürmer (Gast) - 13. Apr, 23:59

Sehr schön, eine Fantasie vom geglückten Leben. Und dann auch noch mit so viel Fleisch. Man möchte sich im wahrsten Wortsinn ein Scheibchen davon runtersäbeln.

Ein Extra-Danek außerdem für den Woyzeck. So lässt sichs einschlafen nach einem wieder viel zu kurzen langen Wochenende.

Anousch O. - 14. Apr, 17:44

Nicht wahr, Herr Rationalstürmer, Fleisch ist die wahre Einverleibung. Veggis sollen ruhig weiterhin ins Gras beißen.
kid37 - 14. Apr, 13:02

Kurz überlegt, wie sich das mit den Straußeneiern an Ostern verhält. Schwer zu verstecken, aber frühlingshaft beeindruckend. Und es stimmt: Wenn ich den Betrieb vor meinem Fenster richtig deute, hat die Bootsaison begonnen. Ich fand den Wind dazu gestern sehr zart.

Anousch O. - 14. Apr, 17:48

Wenn der zarte Wind über den Arm streift und sich die Härchen sanft protestierend aufrichten...

Wer jetzt sein Boot nicht kalfatert tut es nimmer mehr.
Also auf, auf, hinaus!
schneck08 - 14. Apr, 14:53

'schamlippenzart', WOW! man stelle sich vor, diese ihre bezeichnung einer lammfrommen zärte würde einzug in die fachsprache der fleischerei und gastronomie halten. das wäre unverschämt schön!

books and more - 14. Apr, 15:00

Man möchte dem Vegetarismus wieder abschwören!

PS: Und im semantischen Duftkreis von 'schamlippenzart' bekäme auch 'well done' eine neue feine Würze!
Aurisa - 14. Apr, 17:49

Ja über diese Wortneukreation bin ich auch gestolpert ;)...
Anousch O. - 14. Apr, 17:51

@schneck

Nachgerade 'unwiderständlich'...
Anousch O. - 14. Apr, 17:56

@Albert

Ein schwerer Verzicht, fast ein Zölibat, das Sie sich da auferlegen.
Aber bald ist wieder Pflaumensaison.
books and more - 14. Apr, 18:28

@Anousch

So streng nehme ich's ja auch gar nicht. Der Satz mit dem 'abschwören' kam mehr von der Lippenlust am Wörterspiel. Zölibat? Apage Satanas!
Anousch O. - 14. Apr, 22:22

'Lippenlust am Wörterspiel' - Sie Connaisseur!

(Ich halte es übrigens so: Im Alltag vegetarisch, im Exzess fleischlich.)
walhalladada - 14. Apr, 19:24

Ithakadatschen...

sollen ja - so will's die Mär - den weitesten Umweg verlohnen!

Nachösterlich grüßt
Ihr Schein

Anousch O. - 14. Apr, 22:02

'Ithakadatschen' - großartig!

'Ithakadatschen' hätte auch dem heiter-melancholischen Tröster Blumenberg außerordentlich gefallen. Es wäre ihm eine metaphorologische Anekdote wert gewesen. Wir hätten sie nur zu gerne gelesen.

Vielen Dank für das Wort,
herzlich

Ihre Anousch
40something - 16. Apr, 16:16

Oh, sehe den zauberhaften Begriff schamlippenzart leider erst jetzt. Das schmeichelt der Zunge... Aber hier zu Lande bekommt man es zu oft ständerhart durchgebraten.

Anousch O. - 16. Apr, 21:40

Ja, ganz anders hingegen die französische Küche.
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Nach Ithaka heimzukehren, dabei ist es geblieben, erfordert und verlohnt den weitesten Umweg. Hans Blumenberg

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The Empress is a creator, be it creation of life, of romance, of art or business. While the Magician is the primal spark, the idea made real, and the High Priestess is the one who gives the idea a form, the Empress is the womb where it gestates and grows till it is ready to be born. This is why her symbol is Venus, goddess of beautiful things as well as love. Even so, the Empress is more Demeter, goddess of abundance, then sensual Venus. She is the giver of Earthly gifts, yet at the same time, she can, in anger withhold, as Demeter did when her daughter, Persephone, was kidnapped. In fury and grief, she kept the Earth barren till her child was returned to her.

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