4
Nov
2008

Allein reisen

Meine Heimaten liegen alle auf einem Geleise: Erfurt - Weimar - Leipzig - Berlin und retour.
Der Zug rattert, gleitet und neigt sich durch deutsche Geschichte: Von der ehem. preußischen Provinz Erfurt kommend sieht man bald links in Fahrtrichtung den Glockenturm auf dem Ettersberg, und rechts sogleich das dem Berg zu Füßen liegende Weimar, von dem ich bis dato nicht wusste, dass sein Wappen einen von Herzen bestreuten, züngelnden Löwen zeigt. Wenig später eröffnet sich das zauberhafte Panorama des Naturparks Saale-Unstrut-Triastal mit seinen Weinbergen und Märchenburgen - die Landschaft des Internatsschülers Friedrich Nietzsche.
Nun, je nach dem, ob man im IC oder ICE unterwegs ist, trennen sich die Schienen nach der Leopoldina-Stadt Halle oder dem urbanen Alleskönner Leipzig, wo ich am Samstag auf meinem Weg nach Berlin Halt gemacht habe. Wie melancholisch schön, durch den nachmittäglichen Herbst-Dunst im Park jenseits der Sachsenbrücke zu spazieren, Glühwein zu trinken, Enten zu füttern und mit dem Neffchen Fußball zu spielen, das ganz zum Stolz seiner Tante den Ball so geschickt am Füßchen führt, dass nur von Talent zu sprechen ist.
Gestern schweren Herzens weitergereist, weil nach Erfurt (Mama) und Weimar (kleine Schwester) nun mit Leipzig die ganze Familie auf der Strecke nach Nordosten zurückgelassen wurde und in Berlin immer Ungewissheit wartet. (Rein emotional gesehen.) Schließlich jedoch Empfang durch den Chauffeur mit Rosen aus eigener Zucht. Die letzten des Jahres. (Sind immer die Schönsten). Hauptbahnhof, obwohl Südkreuz näher liegt. Aber zur Wiederankunft wollte ich ein klein wenig Pathos: dort der Reichstag und das Kanzleramt, da die große Kunsthalle, die den abendlichen Himmel über Berlin bläulich illuminierte. Und wenn man aus dem Tunnel wieder auftaucht, dann leuchtet der Potsdamer Platz und strahlt die Philharmonie.
Der Chauffeur präsentierte dann seine neu erworbenen Muskeltrosse. Ich boxte dagegen (tatsächlich Stahl) und sagte: Dafür habe ich an innerer Stärke gewonnen.

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g.emiks - 4. Nov, 21:19

aus dem bahnhof
grüßen die vor.
lauten revolutionäre

und ich nicke ihnen st.
ill vom hochsitz zu

Anousch O. - 4. Nov, 22:58

[Und bloß nicht an dem Hochsitz sägen, von dem aus man schießt.]


g.emiks - 4. Nov, 23:37

hab mich vor den hirschen auf den hochsitz retten können. nichts gegen hirsche, damit wir uns nicht falsch verstehen, aber ihre röhrenden geschwätzigkeiten sind der unwiderlegliche beweis dafür, daß ihre köpfe der geweihe wegen da sind.
walhalladada - 4. Nov, 23:55




Der 'Ton' macht Musik!

Anousch O. - 5. Nov, 20:28

Zum Brüllen! Darauf einen Jägermeister. Oder besser zwei.

Hicks,
Ihr Luder
books and more - 5. Nov, 21:09

Passend zu diesem Diskussionsfaden darf ich anmerken, dass es dieser Tage hier ...



... laut vor der Tür ausgehängter Kreidetafel Hirschragout gab! Mit frischen Pfifferlingen! Books allerdings schon gesättigt, die Begleiterin leicht fröstelnd, daher kann hier nichts Näheres erzählt werden!
Anousch O. - 5. Nov, 23:33

Gern erführe man - so Sie hungrig und die Gefährtin gewärmt - ob die Küche hält, was der ehrenwerte Name ihres Hauses verspricht.
books and more - 6. Nov, 14:20

Man wird es wohl nie erfahren, denn der Blick durch die Fenster offenbart(e) leider allzu Gutbürgerliches! Umso schöner die zahlreichsten Bars, Kneipen & Bistros in allernächster Umgebung! Wunderbare kleine alte Stadt! Dazu ein versteckter Whisky-Spezialist in dunkler Gasse; mit abgeschrapptem originalenglischen Ledersofa, und die Wände ochsenblutrot getüncht! Es werden 'Tastings' und sogar ein 'Studium in 3 Semestern' angeboten! Kommen Sie doch mal mit, so als Gasthörerin!

Herzlich A.
nanou - 5. Nov, 11:35

Pathos und Rosen - das passt gut zusammen. So ist es (dir ganz gewiss) gemäß empfangen zu werden. Es lebe deine Stärke, Liebes!

Anousch O. - 5. Nov, 20:55

Das Wichtigste ist, dass es nach einem (solchen) Empfang was Gutes zu essen gibt. Gab es!

Deine Anouschka
twoblogs - 5. Nov, 22:40

Gern haett auch ich Rosen;
gern einen Chauffeur,
beides im Couleur meiner Hosen,
noir oder rouge - kein Malheur.
Und das alles mit Zucht!
Und die Peitsche mit Anstand!
Kein Almosen auf die Hand,
keinen Aufschub in Posen,
keine unwiderrufliche Flucht!

Bonne chance, liebe Anousch! Audrii

Anousch O. - 6. Nov, 00:14

Ich kann nur diese Rosen auf Schellack zu Ihnen liebe Audrii nach Paris hinüberstreuen.


Bonne nuit,
Anousch
twoblogs - 6. Nov, 23:09

Wenns keine roten Rosen gibt, wuerde ich auch blaue Augen nehmen. Sie auch?
Bonne chance! Audrii
Anousch O. - 8. Nov, 11:58

Oder wie wäre es mit Blue Velvet?
katiza - 6. Nov, 15:54

------´------,---§-----´---<@)
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.....

Anousch O. - 8. Nov, 11:56

I just whisper: Rosebud...
walhalladada - 8. Nov, 11:58

Hoffentlich nicht!
Anousch O. - 8. Nov, 12:45

(Mein Schlitten hieß Forget-me-not.)
books and more - 6. Nov, 16:15

Weimar - vor wenigen Jahren erst besucht samt Goethens Gartenhäuschen, im Verlauf eines unsäglichen Urlaubs ...

Nur fort hier, Schwager Kronos,
und wie anders, hier,
frischer Gesundheitsblick!
So jahrlang über Stock und Stein,
nun aber dankend den Göttern.


Mögen die Spreenymphen Sie beschützen!
A.

[Genau: Pathos!]

Anousch O. - 8. Nov, 12:34

Weimar - ich sage Ihnen, ich könnte Geschichten erzählen. Fünf Jahren als Lotterchen bei einem echten 'Geheim'rat...Und geheime Räte sind noch immer an meiner Seite.

Ich aber vertraue den Spreenymphen.
Vielen Dank,

Ihre Anousch
schneck08 - 9. Nov, 01:05

in weimar, ob sie's glauben oder nicht, da war mein einer großvater vorrübergehend einmal stadtbaumeister. die familie wohnte in gelmeroda, in dem häuschen am ehemaligen ortseingang linkerhand, welches gänzlich in dunklem holz verkleidet ist. es heißt, irgendeine architektonische avantgarde der zwanziger jahre. alte frauen im dorf erinnerten sich (um 1989) noch an ihn, wenn und weil er im offenen horch sommers heimlaufende dorfbewohner im cabriowagen mitnahm. auf dem friedhof der kleinen (feininger-)kirche gibt es ein grab, in dem ein herr klöckner begraben ist/sein muss. dieser war 1943 - posthum und 'gefallen' - mit der schwester meines vaters 'jungfräulich' verheiratet worden, da war sie ungefähr zwanzig jahre alt. sie lebt heute in der nähe von stuttgart und ich sollte sie vielleicht bald einmal befragen dazu, zu diesem wahnsinn. der großvater hat auch die 'wilhelm-gustloff-siedlung', später 'rosa-luxemburg-siedlung' nördlich von weimar geplant und erbaut, die sich in meiner erinnerung rechter hand auf dem weg nach dem lager buchenwald befindet. ebenso hat er das haus des damaligen gauleiters koch zu verantworten, mitsamt handentworfener möbel, eine vielzahl von planunterlagen mitsamt großbilddiapositiven sind erhalten. es geht die geschichte, dass er, als er vom lager buchenwald erfuhr, ebenjenen koch zur rede gestellt habe. dieser habe ihm, als freund, stillschweigen zugesagt, wenn er sich öffentlichem protest enthielte und sich versetzen ließe. so geschehen wurde er noch 1944 zum wiederaufbau des zerstörten sindelfingen abgeordert. ob das alles so stimmt, das weiß ich nicht. ich denke aber oft, es wäre an der zeit, alle diese unterlagen einmal dem stadtarchiv weimar zu offenbaren.

(und wer war ihr lotterchengeheimrat?)
Anousch O. - 9. Nov, 23:49

Lieber Herr Schneck,

was für eine gleichermaßen irrwitzige wie großartige Geschichte Sie hier nachreichen!
Das sind ja Zusammenhänge, wie man sie sich nicht ausdenken könnte. Deutsche Geschichte als absurder Comic-Strip. Zumindest stell ich es mir so vor, wenn ich mir vorstelle, wie Ihr Großvater im Horch die Leute durchs Dorf kutschiert oder mit dem Gauleiter in Verwicklungen verwickelt ist.
Falls Sie eine Begleitung zum Stadtarchiv Weimar benötigen, ich biete mich gerne an.
Dann könnte ich Ihnen auch das denkmalgeschützte Haus gegenüber des ehemaligen Gau-Forums zeigen, in dem ich im dritten Stock auf zwei Etagen und zwei Balkonen und in einem Wintergarten eine langjährige Amour fou mit meinem geheimrätigen Deutschlehrer unterhielt und wo ich mich rührend um ihn und zwei seiner insgesamt vier verstreuten Kinder kümmerte. Waren gute Zeiten.
In Buchenwald war ich oft. Und auf einem Podium, wo ich über Buchenwald sprach, habe ich dann den Chauffeur zum ersten Mal gesehen. Bis zum zweiten und entgütigen Male sollten aber noch einige Jährchen vergehen. Das war dann wieder auf einer Konferenz zum Dritten Reich, diesmal ging es aber wenigstens auch um Sex, nämlich um Magnus Hirschfeld. Ja, so war das damals.
books and more - 9. Nov, 23:56

Dolle Geschichten, Frau Anousch, Herr Schneck!
Anousch O. - 10. Nov, 00:10

Ziemlich. Und vor allem: die eigenen. Das muss man sich mal vorstellen.
mikmuller (Gast) - 13. Nov, 13:33

Zurück

Die Hauptstadt hat Dich wieder. Das ist schön. Sollte mir ein WG-Zimmer unterkommen, wirst Du von mir hören;)

Anousch O. - 13. Nov, 21:06

Dankeschön!
Übrigens: Habe vorhin erfahren, dass A.O. Dir gestern Abend vergessen hat, die aufgetragenen Glück-und Herzenswünsche zu überbringen... Dann wiederhole ich das hiermit von offizieller Stelle aus. ;-))
mikmuller (Gast) - 14. Nov, 12:18

Chauffeure fahren ja auch eher;)

Anousch O. - 14. Nov, 14:41

Und denken immer nur an und reden immer nur von ihre/n Bücher/n...
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