Bereits seit drei Tagen zurück in Berlin. Seither will ich über das recht erbauliche Weihnachten schreiben, will diese wunderbare Schein-
Nachdichtung kommentieren, will E-Mails beantworten, Telefonate führen, lesen, all das, aber stattdessen beobachte ich die Zeit beim verstreichen. Und das fühlt sich angenehm an. 'Angenehm' ist eigentlich ein blödes Wort. Es hat etwas von Distanznahme, von Halb-Wahrheit, von Schulterzucken. Ich erinnere mich, wie ein Freund meinte, das Verhältnis zu seiner neuen Freundin sei 'angenehm'. Er betonte das an jenem Abend mehrfach, immer wieder hieß es: 'Angenehm. Es ist sehr angenehm mit ihr'. Ich dachte, dann kann es nicht die große Liebe sein. Und muss es auch nicht. Ist ja nicht jeder für den Exzess geboren. Dafür ist der Freund einer der souveränsten und humorvollsten Menschen, die ich kenne. Und so ist mein Rumhängen im Moment eben angenehm, ein Laissez-faire, eines, das eine geistige Verwandtschaft mit Martin Kippenbergers Ausspruch
'Ich kann mir nicht jeden Tag ein Ohr abschneiden...' hat. Und weil ich gerade so drauf bin, verspüre ich eine angenehme Unlust, diesen inneren Zusammenhang jetzt
nicht herzustellen.
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