Lebt wohl, Kinder!
Also ließ ich mir vom Stationsarzt vorsichtshalber 25 mg meines Lieblingsneuroleptikums Prothazin verschreiben. Während ich den klaustrophobischen Gefahren mit Bangen entgegensah, freute ich mich auf die Geräusche.
Dem Erfahrungsbericht des Chauffeurs zufolge erwarteten mich kosmische Sinfonien. Aber um mich herum war nichts als Techno-Stakkato. Zur weiteren Beruhigung klopfte ich den stumpfen Rythmus auf meinem Bauch mit (alles unterhalb des Halses durfte leicht bewegt werden).
Nach zehn Minuten wurde ich erlöst.
Ich blickte auf den Bildschirm des Radiologen und fragte: "Ist das mein Gehirn?" - "Nein, das ist ein Herz." - - -
Zu heute habe ich mich entlassen lassen, nach fünf Wochen. In Berlin gibt es Dinge zu tun. (Und ich lasse mich ab Mittwoch in der Charité ambulant weiter behandeln.) Ich werde viel vermissen. Der "harte Kern", der sich in jeder Gruppe bildet, hat häufig so laut und viel gelacht und rumgealbert, dass die Schwestern streng guckten und klagten "Wir sind hier doch nicht im Kindergarten". Aber natürlich sind wir das - Psychiatrie ist Regression. Das ist Teil der Heilung.
Und auf dem Abschlussdokument habe ich angekreuzt, dass es mir "viel besser geht" als zu Beginn.
Es schneit riesengroße Flocken.