14
Jan
2009

Die junge Fabrikantin

Tag drei schon. Auf Arbeit. Nach fast zwei Jahren ArbeitenVegetieren am häuslichen Schreibtisch. Morgen für morgen reihe ich mich nun ein in die Kolonnen, die gen Backfabrik im Proletarierstadtteil Prenzlauer Berg ziehen.
Frauen mit im Nacken geknoteten Kopftüchern, Männer mit ins Gesicht gezogenen Arbeitermützen - so stehen wir in der Schlange vor der Stempeluhr. Und das Gegacker und Geplaudere wird sanft untermalt vom Klappern der Aluminium-Brotbüchsen in den Dederon-Beuteln.
Noch mache ich nur ein entlohntes Fabrikum, aber bald schon werde ich die RechenMaschinen eigenhändig in Gang setzen.

Ich habe Mehlstaub im Haar.

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books and more - 15. Jan, 05:42

Ich sehe schon Bleche mit knusprigsten Backwaren vor meinem Auge! Gelingendes Tagewerk in versandfertigen Schachteln! Rollende Räder, Gründergeist, und den Schriftzug 'Anouschs Anisplätzchen' an jeder Straßenecke!

Mit den besten Wünschen aus dem benachbarten Kontor, Ihr
Albert

[Wie rührend Ihr abschließender Satz!]

Anousch O. - 16. Jan, 00:44

Stellen Sie sich vor, lieber Albert, heute war kein Hirschhornsalz lieferbar. Engpässe allerorten! Da mussten wir auf Natron zurückgreifen, das Sie ja unlängst empfahlen. Ganz schön aufregend, so ein Bäckerinnenalltag!

Ihre Anis-Anousch
books and more - 16. Jan, 01:47

Ja, das Backen ist nicht ohne! Habe eben selbst die Hände tief im Teig, und alles muss fertig sein, wenn morgen früh der Laden aufsperrt!!

Anis in der Nase, Ihr
Albert
Anousch O. - 16. Jan, 23:12

Wenn die Zeit mal wieder verloren gehtdrängt: Sehr schnell und einfach gehen diese hier!
Vergil - 16. Jan, 09:19

Liebe verehrte, begehrte Frau O.,

die Vorstellung, Sie hätten Mehlstaub im Haar, hat etwas höchst Reizvolles, auch wenn er Sie - weil so nahe an Ihrem schönen Gehirn - dazu verführt zu haben scheint, den Prenzlauer Berg ganz fälschlicherweise einen "Proletarierstadtteil" zu nennen: das ist eine Legende, die der Westen spann und vielleicht einige östliche Dissidenten a.D. ihm vorgesponnen haben. Tatsächlich war der Prenzlauer Berg, und ist das bis heute geblieben, immer ein Berliner Stadtteil der Zugereisten, ja Durchreisenden... er war d e r Kiez des, kann man sagen, Transitorischen. Mit der Okkupation des Ostens durch den Westen, der beidseits absichtsvoll eine sehr wahrscheinlich nie stattgehabte "sanfte Revolution" zugrunde gelegt worden ist, hat sich das freilich verschoben: doch Proletarierkinder werden sie auf ihm kaum finden, jedenfalls nicht in signifikanter Anzahl und schon gar nicht solche, die Kinder von Proletariern-mit-Arbeit sind. Zur Zeit entwickelt sich der Prenzlauer Berg zu einem Viertel des kinderreichesten Dienstleistungsstands mit ein bißchen "Szene" jener, die zwar am Proletariat als einem Begriff der politischen Ideologie noch hängen mögen, aber - sie wissen gar nicht, welch Glück sie haben - weiter von einem Proletariat entfernt sind als der Olympia-Sprungreiter vom Tiefseetauchen.

Anousch O. - 16. Jan, 22:58

Verehrter Dichter,

mir scheint, Sie haben mein Textchen für etwas zu bare Münze genommen. Das sei Ihnen als ernsthaften Geistesmenschen verziehen, und wenn Sie erlauben, so möchte ich den Beitrag nur für Sie in seine Eigentlichkeit quasi rückübersetzen. Dann werden Sie vielleicht einsehen, dass Ihre kleine Belehrung vergebene, wenn auch freundliche, Liebesmüh' war (zumal ich fünf zu lange Jahre in Prenzlauer Berg gewohnt und gleichzeitig [Berliner] Stadtgeschichte studiert habe].

Morgen für morgen kommt ein jeder, wann es ihm passt, in die schicken Lofts des Media-and-Content-Center im kinderreichsten Dienstleitungs-und Szeneviertel Prenzlauer Berg. Frauen mit hochhakigen Stiefelchen, Männer mit Adidas-Lederschuhen - so stehen sie Nil-rauchend auf und neben der Treppe. Und das Agentur-Gerede auf den Etagen wird sanft untermalt vom Tippen auf Tastaturen an High-End-Pcs (keine Macs!). Noch mache ich nur ein entlohntes Praktikum, aber bald schon werde ich --- [zensiert].

Von dem Wenigen, dass ich von Ihnen gelesen habe, ahne ich, dass Ihnen Humor nichts ist, das Sie wie eine Monstranz vor sich her tragen würden. Das könnte man bedauern, muss man aber nicht, wenn man nur begreift, dass die Dichtung, so wie Sie sie betreiben, ein ernstes Geschäft ist.

Ich aber bin nur ein schlichtes Gemüt, das auf seine bäurisch-proletarische Herkunft ein wenig stolz ist.

schneck08 - 16. Jan, 18:28

wollten sie nicht eigentlich traktoristin werden?

Anousch O. - 16. Jan, 23:02

Im Herzen bin und bleibe ich das für immer.
twoblogs - 16. Jan, 21:44

Vielleicht die Hand, die staeubt:



Bonnui! Audrii

Anousch O. - 16. Jan, 23:16

Vielleicht der Mund, der küsst: >>>


Bonnui,
Anousch
twoblogs - 17. Jan, 00:57

Merci! Guter Rat ist hier nicht teuer;
Kussweichheit auch nicht!
walhalladada - 17. Jan, 00:02

Weniger wäre Mehl & selbst daraus ließe sich immer noch ein vorzügliches Landbrot backen...

Anousch O. - 17. Jan, 00:12

Ein frisches Landbrot, nicht zu dünn mit Landliebe-Butter bestrichen, etwas Salz darüber - mehr braucht es eigentlich nicht.
katiza - 17. Jan, 13:43

Werden Sie uns denn ein wenig von Ihrem Backwerk verkosten lassen, liebe Anousch, schöne Bäckerin?

Anousch O. - 18. Jan, 00:51

Selbstverständlich, liebe Katiza. Es tut so gut, Menschen süchtigglücklich zu machen:

Bakery Girl


(aus: Eric Rohmer The Bakery Girl of Monceau, ...)


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Nach Ithaka heimzukehren, dabei ist es geblieben, erfordert und verlohnt den weitesten Umweg. Hans Blumenberg

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You are The Empress

Beauty, happiness, pleasure, success, luxury, dissipation.

The Empress is associated with Venus, the feminine planet, so it represents, beauty, charm, pleasure, luxury, and delight. You may be good at home decorating, art or anything to do with making things beautiful.

The Empress is a creator, be it creation of life, of romance, of art or business. While the Magician is the primal spark, the idea made real, and the High Priestess is the one who gives the idea a form, the Empress is the womb where it gestates and grows till it is ready to be born. This is why her symbol is Venus, goddess of beautiful things as well as love. Even so, the Empress is more Demeter, goddess of abundance, then sensual Venus. She is the giver of Earthly gifts, yet at the same time, she can, in anger withhold, as Demeter did when her daughter, Persephone, was kidnapped. In fury and grief, she kept the Earth barren till her child was returned to her.

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