Cygnus Cygnus



Sonntag bei den Singschwänen in Criewen. Wir sind die letzte Gruppe, die der Ranger heute auf dem Deich entlang zu dem Revier der Zugvögel führt. Die ersten Ornithologen zogen schon um 5.00 Uhr morgens los. Jetzt am Nachmittag sind es nur noch zwei Pärchen. Der Chauffeur und ich sowie ein älterer Mann und eine junge Frau. Ich mutmaße mindestens 25 Jahre Altersunterschied, also nahezu das doppelte von uns, und stelle fest, dass es unsere erste Expedition in fünf Jahren ist, auf der wir in der Pampa auf eine (eben)solche ungleiche Paarkombination treffen. Da ruft die junge Frau nach ihrem "Papi".
Bevor ich ins Grübeln gerate über die Psychopathologie dieser und aller Vater-Tochter-Beziehungen, eile ich lieber zum Leica-Fernrohr. Plötzlich ist der Deich voller Menschen, die Schlange stehen für einen Blick auf eine kleine Singschwan-Kolonie auf der Oder/Odra. Durch das Fernrohr erkennt man die charakteristischen gelb-schwarzen Schnäbel und die noch grau gefiederten Jungtiere. Im Gegensatz zum heimischen Höckerschwan (Cygnus olor), der zu Hunderten den Landwehrkanal bevölkert, kann der Singschwan (Cygnus Cygnus) unheimliche, trompetenartigen Gesänge anstimmen. Aber im Moment schweigen die weißen Vögel.
Mehr Musik gab es dafür am Abend in der Philharmonie.